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Symptome der Dyskalkulie |
Kinder mit einer Dyskalkulie zeigen meist schon in den ersten Klassen Auffälligkeiten beim Rechnen.
Im Folgenden werden einige typische Schwierigkeiten beschrieben, mit den Dyskalkulie-Kinder zu kämpfen haben.
Bitte klicken Sie auf das Thema, was Sie interessiert:
- Probleme im Zahlenraum bis 20
- Keine Mengen- und Zahlenvorstellung
- Häufige Zahlendreher
- Häufige Zahlendreher
- Nur Erlernen eines mechanischen Vorgehens
- Kein Transfer auf neue Aufgabenstellungen
- Schwierigkeiten beim Erlernen der Uhrzeit
- Keine Vorstellung von Maßen und Gewichten
- Unfähigkeit, Textaufgaben zu lösen
- Wann sollte man an eine Dyskalkulie denken?
Viele Kinder erlernen das Rechnen im Zahlenraum bis 20 nur unzureichend. Besondere Probleme bereitet der Zehnerübergang, sowohl bei Additions- als auch bei Subtraktionsaufgaben. Oft rechnen die Kinder auch in der 3. und 4. Klasse noch mit den Fingern.
Keine Mengen- und Zahlenvorstellung
Besonders auffällig ist, daß die Kinder anscheinend keine Vorstellung von der Größe der Zahlen haben.
Im Vorschulalter habe sie manchmal Schwierigkeiten, die Anzahl der Augen eines Würfels ohne Abzuzählen zu bestimmen.
Andere Kinder haben Probleme zu verstehen, daß es beim Zählen nicht auf die Größe der gezählten Gegenstände ankommt.
Beispiel:
Warum sind drei Autos nicht mehr als drei Gummibärchen?
Sind diese Grundschwierigkeiten gelöst, verstehen die Kinder meist das System des Stellenwertes nicht.
Beispiel 1:
Die Aufgabe
540 - 70 = ?
soll im Kopf gelöst werden.
Das Kind rechnet:
540 - 7 = 533
Hier hat es nicht erkannt, daß die 70 aus sieben Zehnern und 0 Einern besteht. So behandelt es die 70 wie sieben Einer und zieht sie von den Einern der 540 ab.
Beispiel 2:
Eine Schülerin der vierten Klasse soll diese Zahl aufschreiben:
Einhunderttausendvier (100.004)
Sie schreibt:
1004 statt 100.004
Auf Nachfragen liest sie vor: einhunderttausendvier
Bei dem Versuch, den Fehler aufzuklären, ist sie völlig verwirrt. Sie erklärt, daß es sich bei der 1004 um eine Tausenderzahl handelt, da sie vier Ziffern habe.. Die ersten drei Ziffern (1004) ergäben die Einhundert von der Einhunderttausendvier. Die Vier am Ende (1004) gibt die Einer an.
Die Ursache für diesen Fehler liegt in der fehlenden Erkenntnis, daß leere Stellen mit Nullen aufzufüllen sind
Den Kindern unterlaufen oft Zahlendreher. So schreiben sie zum Beispiel 27 statt 72. Beim Vorlesen der falsche Zahl fällt ihnen der Fehler nicht auf.
In höheren Klassen gelingt oft die Schreibung oder das Lesen größer Zahlen nicht.
Rechenschwache Kinder speichern auch häufige Aufgaben nur nach langer Wiederholung ab. Selbst Aufgaben aus dem Zahlenraum bis 20 werden noch in der 3. und 4. Klasse durch Abzählen oder Raten gelöst. Auch die Aufgaben des 1x1 werden oft nicht sicher beherrscht, sondern müssen errechnet werden.
Durch die fehlende Automatisierung ist das Rechnen sehr fehleranfällig und deutlich langsamer als bei anderen Kindern.
Nur Erlernen eines mechanischen Vorgehens
Oft verstehen die Kinder nicht, was sie rechnen, sondern lernen nur auswendig, wie eine bestimmte Aufgabe zu lösen ist.
Beispielsweise kann eine rechenschwache Viertklässlerin die Aufgabe
540 - 70 = ?
richtig lösen, wenn sie sie zum schriftlichen Rechnen untereinander schreibt. Allerdings kann sie nicht erklären, warum sie beim schriftlichen Rechnen "die Eins im Sinn halten muß", d.h. sie hat nicht verstanden, warum ein Zehnerübertrag notwendig ist.
Soll sie die Aufgabe im Kopf lösen, produziert sie nur falsche Lösungen, da sie das Stellenwertsystem noch nicht verstanden hat.
Kein Transfer auf neue Aufgabenstellungen
Da die Kinder die meisten Aufgaben nur mechanisch auswendig lernen, gelingt ihnen die Umsetzung auf neue Sachverhalte nur unter Schwierigkeiten.
Werden Aufgaben nicht in der gewohnten Form angeboten, gelingt die Lösung nicht.
Beispiel:
In der Schule wurde schriftliches Addieren trainiert: Das gelingt auch recht sicher, wenn auch langsam:
345 +256
??? Dann sollen die Kinder eine Aufgabe diesen Typs lösen:
457 + ???
659 Dem Kind gelingt es auch nach mehreren Erklärungen nicht, eine Lösung zu finden. Es hat das Prinzip des schriftlichen Rechnens noch nicht erfasst, sondern nur eine mechanische Lösung für einen bestimmten Aufgabentyp erlernt.
Schwierigkeiten beim Erlernen der Uhrzeit
Rechenschwache Kinder haben meist eine sehr schlechte Zeitvorstellung.
Sie erlernen den Umgang mit der Uhr in der Regel deutlich später als ihre Altersgenossen.
Die unterschiedlichen Benennungen für Zeiteinheiten führen zu Verwirrung. Warum ist eine Viertelstunde das gleiche wie 15 Minuten?
Meist empfinden sie Analog-Uhren deutlich schwerer abzulesen als Digital-Uhren.
Auch die Zeitschätzung stellt ein Problem dar. Sie über- oder unterschätzen den Zeitaufwand für die Erledigung von Arbeiten teilweise erheblich.
Keine Vorstellung von Maßen und Gewichten
Genau wie bei der Uhrzeit begreifen rechenschwache Kinder das System der Maß- und Gewichtseinheiten nur langsam.
Beispiel:
Frage an einen rechenschwachen Jungen:
"Welche Strecke ist länger, 5 cm oder 1 m?"
Antwort:
"5 cm ist länger."
Er probiert mit Anschauungsmaterial aus und stellt fest, der Meterstab ist länger als ein fünf Zentimeter langer Holzstab.
Er ist verwirrt. Die Zahl "5" ist doch größer als die Zahl "1". Den Sinn der Einheiten hat er noch nicht verstanden.
Unfähigkeit, Textaufgaben zu lösen
Besonders auffällig ist die Unfähigkeit, Textaufgaben zu lösen. Den Kindern gelingt es nicht, den mit Worten beschriebenen Sachverhalt in eine Rechenoperation umzusetzen. Selbst wenn sie die eine Textaufgabe anscheinend verstanden haben, stehen sie vor der nächsten wieder mit dem gleichen Unverständnis.
Wann sollte man an eine Dyskalkulie denken?
Die bisher beschriebenen Anzeichen können zeitweise bei vielen Kindern auftreten. Bei Kindern ohne eine Dyskalkulie führen aber Erklärungen und Übungen meist zu einer Verbesserung des Verständnisses.
Bei Kindern mit einer Dyskalkulie bleiben die Probleme aber über einen längeren Zeitraum bestehen.
Im Folgenden sind einige Anzeichen aufgeführt, bei denen Eltern und Lehrer an eine Dyskalkulie denken sollten:
- Keine Verständnis für Zahlen oder Rechenoperationen
- Deutlich längere Übungsphasen für Mathematik im Vergleich zu anderen Fächern
- Wiederkehrende Fehler auch bei häufig geübten Aufgabenarten
- Wenig oder gar kein Lernerfolg trotz intensivem Üben
- Bessere Leistungen in den anderen Fächern
- Großer Abstand zwischen den Leistungen des Kindes in Mathematik und den Leistungen der Klassenkameraden
- Verweigerungshaltung des Kindes gegenüber Mathematik